Ein Experiment: Mit dem norwegischen E-auto durch Deutschland
Wie weit ist die E-mobilität mittlerweile?
Wir haben ein sehr ausgefallenes Experiment gewagt. Wir sind mit unserem E-Golf von Oslo nach Berlin gefahren. In Norwegen ist die E-mobilität schon weit fortgeschritten. Es gibt ein gut ausgebautes Netz an Ladesäulen – im ganzen Land verteilt, so dass man jederzeit überall hinfahren kann, ohne vorher groß zu planen wo man lädt. Hier in Norwegen ist die Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten fast vergleichbar wie mit normalen Tankstellen. Wir nutzen den E-Golf hauptsächlich im Großraum Oslo; es stellt hier jedoch kein größeres Problem dar auch längere Strecken mit dem E-auto zurückzulegen.
Doch wie sieht es damit eigentlich in Deutschland aus? Wie weit ist die Entwicklung in der E-mobilität mittlerweile? Wir dachten, wir probieren es einfach. Von Oslo nach Kiel mit der Fähre, dann weiter mit dem Auto nach Berlin. Schlimmstenfalls bleiben wir liegen und müssen irgendwo zwischen Kiel und Berlin abgeschleppt werden. Ein überschaubares Risiko. 😉
Das Abenteuer geht los
Als wir mit mit der Fähre in Kiel ankommen, beginnt das Abenteuer. Wir fahren von der Fähre runter und steuern direkt die erste Ladesäule an – ca. 110 km entfernt. Das Auto ist noch nahezu voll aufgeladen und hat 180 km Reichweite. Wir sind etwas angespannt und neugierig, ob wir es schaffen.
Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichen wir die erste Ladesäule von E-on in ….. Ladestand ist jetzt 45%. Wir stöpseln das Auto an und … Überraschung! Die Säule funktioniert nicht. Die Anzeigetafel sagt uns nur – „außer Betrieb“. Keine weiteren Informationen, keine Kontaktdaten, keine Auskunft, wie man sich an dieser Stelle weiterhelfen kann.
Es wird brenzlig
Jetzt wird’s langsam knapp. Noch 60 km Reichweite. Zum Glück hat Björn sich vorbereitet und sich für jeden Ladestopp noch einen Plan B bereitgelegt. Plan B ist die nächste Ladesäule, 30 km weiter. Schaffen wir es noch bis dahin? Langsam macht sich auch bei mir die Anspannung breit. Das hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet, dass im vermeintlich fortschrittlichen Deutschland eine Ladesäule an einer Autobahntankstelle einfach nicht funktioniert und dass man dann komplett auf sich selbst gestellt ist eine neue Lösung zu finden.
Etwa 20 Minuten später erreichen wir die Plan-B-ladesäule. Mittlerweile ist der „Tank“ auf 30 % geschrumpft. Zum Glück- diesmal funktioniert sie. Wir atmen erleichtert auf. Nachdem wir nach ca. 15 min. vollgeladen haben, steuern wir die nächste und letzte Ladesäule kurz vor Berlin an. Es fühlt sich jetzt schon viel entspannter an. Mit der neuen Ladung schaffen wir es immerhin fast bis Berlin. Zur Not müssen wir also nur ein kurzes Stück abgeschleppt werden. 😀
Kurz vor Berlin sehe ich das erste Mal ein anderes E-auto auf der deutschen Autobahn. Ein Tesla. Sonst war kein einziges weiteres E-auto, außer uns, unterwegs.
Wir kommen an der letzten Ladesäule an. Auch diese funktioniert. Puh – wir können erleichtert ausatmen. Während wir laden, sorgen wir für Aufsehen an den Ladestationen. Mehrmals werden wir angesprochen, was das norwegische E-auto hier in Deutschland macht. Die Leute sind interessiert für E-Mobilität und finden es spannend, aber auch ziemlich verrückt mit dem E-auto eine längere Strecke in Deutschland zurückzulegen.
Nach der zweiten Ladung schaffen wir schließlich bequem nach Berlin und kommen nach 6 Stunden Reisezeit entspannt an.
Mein Fazit
E-Mobilität in Deutschland steckt noch sehr in den Kinderschuhen.
Mit LKWs auf der rechten Fahrspur mitschwimmen funktioniert ganz gut. Man muss sich allerdings an die langsamere Reisegeschwindigkeit gewöhnen. Überhaupt dauert das Reisen natürlich länger als mit dem Benzinauto.
Dass es oft kein oder nur sehr schwaches Telefonnetz gibt, macht die Sache nicht gerade einfacher. Als E-Fahrer ist man sehr auf sämtliche Apps angewiesen. Wenn dann eine Ladesäule ausfällt und man noch dazu kein Netzt hat – ist man schnell ziemlich aufgeschmissen.
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